Hilft Gendern bei der Gleichstellung?

Ich stehe für Gleichstellung und gender trotzdem nicht

Neulich war ich mit meinem Mann im Auto unterwegs und wir unterhielten uns über Gleichstellung und Gendern. Da fiel mir auf: Wieso haben eigentlich alle Automarken den männlichen Artikel? DER Mercedes, DER Porsche, DER Peugeot, DER Ford usw. Und wieso sind ALLE Pluralbildungen mit DIE (weiblicher Artikel!)? Unsere Sprache ist voll mit geschlechterspezifischen und neutralen Ausdrücken.

Aber wenn das keinen interessiert – wie soll Gendern dann bei der Gleichstellung helfen?

Geschlechtergerechtigkeit - wo fängt es an, wo hört es auf?

Wenn ich mir uns Menschen angucke, dann fällt mir vor allem eins auf: es gibt Männer und Frauen. Und – was man nicht auf den ersten Blick sieht: es gibt Menschen, die mit dem einen Geschlecht zur Welt kommen, sich aber im anderen Geschlecht wohler fühlen: die transgender Personen. Und es gibt die Personen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen. Die beiden letztgenannten Gruppen werden „divers“ genannt. Ob „divers“ das geeignete Wort ist, möchte ich an dieser Stelle nicht erörtern – das bedarf wohl eines weiteren Artikels.

Geschlechtergerechtigkeit fängt also in der Natur der Sache an – bei uns Menschen. Glücklicherweise haben wir das in unserem Grundgesetz verankert: alle Menschen sind gleich (Art.3 GG).

Von Kopf bis Fuß. Ich finde dies all umfassend.

Doch wo hört es auf?

Leben und leben lassen. Auch das ist glücklicherweise im Gesetz geregelt: Art.2 (1) GG. Jeder hat also seinen eigenen Bereich. Sie kennen das sicherlich noch aus dem Film Dirty Dancing: „das ist mein Bereich – das ist Dein Bereich“. Geschlechtergerechtigkeit hört also da auf, wo man andere mit seinem Handeln verletzt.

Um diese Gesetze umzusetzen, bedarf es also einer entsprechenden inneren Haltung.

Was ist Gendern

Das Gender-Sternchen, der Doppelpunkt und das große I sind etwas künstlich Geschaffenes, um eine neue Form der Anrede zu schaffen.

Auswirkung des Genderns

Gender-Sternchen, Doppelpunkt und das große I haben lediglich Auswirkungen auf die Phonetik der Sprache. Phonetik betrifft lediglich die Aussprache. Mit dem Selbstbewusstsein einer Person haben sie somit nichts zu tun. Und auch nicht, wie ich Menschen begegne, ob ich sie wertschätze oder auf Augenhöhe mit ihnen spreche. Das alles kann man beim Gendern nicht erkennen. Sie können lediglich den abgebrochen Klang in der Stimme hören.

Geschlechtergerechte Sprache

Die deutsche Sprache hat drei Artikel: der, die und das. Wir können auch sagen: Ärzte und Ärztinnen, Journalisten und Journalistinnen, Hausmänner und Hausfrauen, etc. Da ist die Auswahl an geschlechtergerechten Anreden bereits sehr groß. Und: Wir umfassen damit zwei Geschlechter, denn wir reden damit Männer und Frauen gleichermaßen an.

Wenn Sie beide Formen – männliche sowie weibliche – in Schreiben hintereinander hängen, stöhnen viele auf: Beispiel: Liebe Genossen und Genossinnen“ – „Nee – das ist furchtbar, weil viel zu lang.“ Im Ernst? Was haben Sie dann gegen die Pluralform einzuwenden? Liebe Genossen? Oder beide Ansprachen mit copy-paste aus einer vorherigen E-Mail – einfach und schnell.

Das hilft der Gleichstellung

Gleichstellung hat mit dem Selbst-Bewusstsein zu tun. Bei Gleichstellung geht es darum, die Mitmenschen als gleich-wertig anzusehen. Wir brauchen also ein Bewusstsein dafür, dass Männer, Frauen und Transgender gleich-wertig sind. Und das fängt bei jedem selbst an, geht über jeden Haushalt und in jeden Bereich der Arbeit.

Was der Gleichstellung hilft, ist das Selbstbewusstsein, die innere Haltung und das Handeln nach dem Wert der Gleichberechtigung (siehe GG).

Was macht die Politik?

Auf Konferenzen wird viel gefordert, lauthals aus der Wirtschaft, von Ministerpräsidenten der Länder und des Bundes: Gleichberechtigung für alle. Richtig so. Aber was für Rahmenbedingungen werden geschaffen?

Es wird um die 50%-ige Aufteilung in Vorständen gestritten! – genehmigt wurden 30%. Herzlich willkommen im 21. Jahrhundert! Wo ist hier die Gleichberechtigung: fifty-fifty?

Gleichberechtigte Rahmenbedingungen mit einer fifty-fifty Aufteilung sind unbedingt notwendig – allein schon, um dem Recht auf Gleichberechtigung gerecht zu werden.

Sehr geehrte Entscheider,

wenn Sie es mit Gleichberechtigung ernst meinen und Gleichstellung nach dem Gesetz leben möchten, dann ist eine fifty-fifty-Regelung einfach nur eine logische und sachliche Schlussfolgerung.

Überdenken Sie Ihre persönliche innere Haltung und vergleichen Sie Ihr Handeln mit dem Wert der Gleichberechtigung.

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